
Brauhaus Zwiebel
Soester Gasthaus wird von FAZ auf Platz 1 in Deutschland gewählt.
Artikel FKW-Verlag aus halloSOEST, 12.2024
Zum Abschluss des Jahres kann das Soester Brauhaus „Die Zwiebel“ auf ein erfolgreiches Kalenderjahr 2024 zurückblicken. Denn sie haben einen ersten Platz belegt. Und das ist nicht irgendein erster Platz: Denn „Die Zwiebel“ ist von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zum besten Ausbildungsunternehmen im Bereich Gastronomie gewählt worden. Ein Titel, der auch Zwiebel-Geschäftsführer Jens Wieners stolz macht. Im Gespräch mit unserem Magazin erklärt er, wie es dazu kam, was ihm diese Auszeichnung bedeutet und wie das Ausbildungskonzept in seinem Brauhaus aussieht.
20 Auszubildende und zehn Ausbilder
Wieners bedeutet die Auszeichnung viel, muss aber etwas weiter ausholen, um seinen Emotionen auszudrücken. „Wir haben in der Zeit der Corona-Pandemie für uns die Erfahrung gemacht, dass die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen im Gastronomiebereich immer geringer wurde und es eigentlich gar keine
Bewerbungen auf unsere Jobs gab. Daraufhin haben wir ein Ausbildungsprogramm auf die Beine gestellt. Dazu haben wir unsere Fahrkräfte zu Ausbildern umgeschult und gleichzeitig den Kreis, in dem wir Azubis suchen, deutlich vergrößert“, erklärt
Wieners.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Kandidaten aus Marokko und Vietnam. „Die Zwiebel“ hat ein großes Augenmerk auf Qualität gelegt und einen Schwerpunkt auf den betrieblichen Unterricht gesetzt, den sie durchführt. Die fachlichen Unterweisungen in den Azubi-Schulungen finden zum Beispiel am Nachmittag statt. Diese sollen gute Vorbereitungen auf die Prüfungen darstellen. „Es ist toll, dass wir das Ganze viel weiter ausbauen konnten. Mittlerweile sind es 20 Auszubildende und zehn Ausbilder. Da ist es schön, wenn sich das auch in der Öffentlichkeit herumspricht und die Auszeichnung von einer nationalen Zeitung kommt. Das ist für uns auf jeden Fall eine tolle Bestätigung“, ist der Zwiebel-Chef sichtlich stolz.


Mentoring spielt eine zentrale Rolle
Dabei musste sich das Brauhaus Zwiebel nicht bewerben. Es wurde von der FAZ angeschrieben, wie Wieners deutlich macht. Die FAZ hat auch gleich einen Fragebogen mitgeschickt. Es handelt sich um einen Fragebogen eines Instituts, dass für die FAZ die Auswertungen nach einem festen Kriterienkatalog Übernimmt. „Der Rest lief eher hinter den Kulissen ab und irgendwann haben wir erfahren, dass wir ganz weit vorne sind. Als wir den Fragebogen ausgefüllt haben, wo es zum Beispiel auch um das Thema Mentoring geht, haben wir festgestellt, dass es um viele Fragen geht, die auf unser Programm zugeschnitten sind“, weiß Wieners und bezieht sich dabei auf seine Erfahrungen mit Azubis aus Marokko und Vietnam.
„Kommt jemand von Vietnam nach Deutschland und möchte hier eine Ausbildung machen, dann braucht er nicht nur die Ausbildung, sondern auch eine Möglichkeit, um hier erst einmal zu wohnen. Aus diesem Grund haben wir hier mehrere Wohngemeinschaften eingerichtet.
Dann braucht ein Azubi aus Vietnam jemanden an die Hand, der ihn begleitet. Da geht es um alltägliche Dinge, wie eine Kontoeröffnung oder einen Termin bei der Krankenkasse“, macht Wieners deutlich, dass Mentoring eine zentrale Rolle spielt. „Wir sind froh, dass wir uns am Ende gegen viele namhafte Betriebe durchsetzen konnten“, fügt er zufrieden hinzu. Darüber hinaus bietet die Zwiebel seinen Azubis als Sozialleistung ein Deutschlandticket an. Das ist für die jungen Menschen aus Marokko und Vietnam, denn sie haben keinen Führerschein, um in Deutschland Autofahren zu dürfen. In der Auswertung der FAZ hat das Soester Brauhaus 100 Punkte erreicht. Das ist eine Art Benchmark. So wird der Erstplatzierte mit 100 Punkten bewertet und die darauffolgenden Platzierten in Relation dazu gesetzt. „Wir waren sehr zufrieden, dass wir das so erreicht haben“, stellt Wieners klar.
Konzept gegen den Fachkräftemangel
Allgemein betrachtet, herrscht in Deutschland seit einigen Jahren ein großes Problem mit dem Fachkräftemangel. Ein Problem, dem sich auch das Brauhaus „Die Zwiebel“ ausgesetzt sieht. Doch es hat ein Konzept entwickelt, dem Ganzen entgegenzuwirken. „Mittlerweile hat sich unser Erfolg herumgesprochen. Wir bekommen tatsächlich wieder mehr Bewerbungen – und das nicht nur aus dem Ausland, sondern auch aus Deutschland. Darüber hinaus hat es sich im Vietnam, wo die Mehrzahl unserer Auszubildenden herkommt, herumgesprochen, dass wir Ausbildungen zu fairen Bedingungen anbieten. Wir haben von dort Bewerbungen über unseren Bedarf hinaus vorliegen.“
Als Ausbildungsberufe bietet das Brauhaus Zwiebel den klassischen Koch in der Küche an. Zudem gibt es den Restaurantfachmann im Service. Dieser Beruf stirbt aber aus, da die letzten Auszubildenden der Zwiebel bald ihre Prüfungen ablegen. Der Nachfolgeberuf heißt Fachkraft für Restaurant und Veranstaltungen. In der Brauerei gibt es den Brauer und Mälzer als Ausbildungsberuf. Dabei ist die Ausbildung klassisch und folgt einem Rahmenlehrplan. Es handelt sich um eine dreijährige Ausbildung, die man aus dem dualen Ausbildungssystem kennt.
Positives Feedback von den Auszubildenden
Jens Wieners betont, dass auch das Feedback der Auszubildenden sehr positiv ist.
„Sie sind jung, kommen nach Deutschland und werden Deutschland auch nicht wieder verlassen, weil die meisten in der Ausbildung schon mehr Geld verdienen als als Fachkraft in den Ländern, wo sie herkommen. Die meisten bleiben nach der Ausbildung für ein oder zwei Jahre als Fachkraft, bevor sie sich in den größeren Städten Deutschlands nach Beschäftigungsmöglichkeiten umschauen“, veranschaulicht der Zwiebel-Geschäftsführer. Trotzdem bleiben die Verantwortlichen der Zwiebel mit ihren ehemaligen Auszubildenden in Kontakt. „Die Tür steht bei uns offen und vielleicht sieht man sich auch ein zweites Mal“, sagt Wieners.
Mit Blick auf die nahe Zukunft haben sich die Ziele und Pläne der Zwiebel in Sachen Ausbildungsbetrieb nicht geändert, wie Jens Wieners klar macht. „Das Ziel ist, dass wir das Niveau halten und nach Bedarf ausbilden können. Wir möchten zum Ende der Ausbildung sagen können, dass der Kandidat oder die Kandidatin eine besonders gute Ausbildung genossen hat, sodass es eine Übernahme in einen Facharbeiter-Job gibt.“
Ausschankbetrieb auf dem Soester Weihnachtsmarkt
Im November und Dezember ist es für viele Unternehmen Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Jens Wieners tut das auch für die Zwiebel im Allgemeinen. „Wir haben die gleichen Probleme, die die gesamte Branche hat. Das sind steigende Kosten, die man nicht ohne Weiteres umlegen kann. Ansonsten läuft es ganz gut bei uns“, erklärt der Zwiebel-Chef, der auch über eine Neuheit aufklärt. „Auf dem Soester Weihnachtsmarkt haben wir einen Ausschankbetrieb. Das ist ein Projekt, dass wir vor zwei Jahren begonnen haben und jetzt am Ziel angekommen ist. Jetzt kommt die spannendste Zeit des Jahres mit dem Advent und dem Weihnachtsmarkt und dann können wir bestimmt ein positives Fazit ziehen und mit allen Mitarbeitern in den Betriebsurlaub gehen.“ (MS)